RE: Welches Handicap hätte ich in der USA?
in Clubgeplauder 11.09.2012 22:54von Andreas K • | 206 Beiträge
Viele Male habe ich mit Freunden die Vor- und Nachteile des DGV Handicap-Systems diskutiert. Also habe ich mir die Mühe gemacht auszuwerten, wie sich mein Hdcp in der USA entwickelt hätte.
Handicap Verlauf in 2012 nach dem deutschen (rot, DGV) und dem amerikanischen (grün, USGA) System
Ich gehe davon aus, das der geneigte Leser sich im DGV Hdcp-System auskennt.
In der USA geht es ganz anders zu. Hier ist eine Zusammenfassung über das amerikanische System:
Nur die letzten 20 Scores werden zur Berechnung des Handicaps genutzt. Dabei ist es egal, ob es Turnierergebnisse sind oder Ergebnisse aus einer Runde mit Freunden eingegeben wurde. Theoretisch kann man sich ein Handicap "basteln". Nach der Runde geht man im Clubhaus an einen Computer und gibt sein Ergebnis ein (kann man aber auch von zu Hause im Internet erledigen). Niemand kontrolliert, ob man hier die Wahrheit eintippt. Nicht einmal, ob
die Runde tatsächlich gespielt wurde.
Die USGA geht davon aus, dass das Hdcp in erster Linie für den Spieler selbst da ist. Wer sich betrügen möchte, nur zu!
Als Schutzmechanismus werden nur die letzen beiden offiziellen Turnierergebnisse mit dem selbst eingegebenen Hdcp verglichen. Sollte es hier größere Diskrepanzen geben, wird die Spielvorgabe für das nächste Turnier angepasst.
Gespielt wird fast ausschließlich Zählspiel. Stableford habe ich selbst nie gesehen.
Jetzt zur Hdcp Berechnung.
Von den letzten 20 Zählspiel-Scores werden die 10 besten genommen. Die Summe der 10 Ergebnisse wird durch 10 geteilt und mit 0,96 multipliziert. Fertig ist das Handicap.
Man macht das so, weil das Hdcp nicht die tatsächliche durchschnittliche Spielstärke angeben soll, sondern das Potential des Spielers.
Das ist in Deutschland ähnlich. Der durchschnittliche Score in Deutschland beträgt nämlich 31,5 Netto-Punkte und nicht 36.
Zurück zum Ami-System.
Kommt ein neuer Score dazu, wird der älteste Score gestrichen und das Hdcp neu berechnet.
Ich habe meine letzen 20 Turnierergebnisse genommen und wenn nötig in Zählspielergebisse umgerechnet. Das geht so:
PAR des gespielten Platzes + Spielvorgabe +36 - Nettopunkte = Zählspielergebnis
Hier ein Beispiel für 30 Nettopunkte und Spielvorgabe 10 bei uns:
72 + 10 + 36 - 30 = 88
Um korrekt zu sein muss ich zugeben, dass durch die "Stableford-Spielerei" das nicht ganz stimmt. Hohe Lochergebnisse werden bei Stableford ja nicht berücksichtig.
Alle Schläge die über einem Netto-Doppelbogey liegen fallen unter den Tisch.
Jeder Score wird für den CR-Wert und den Slope des gespielten Platzes angepasst.
Das ist jetzt mal eine coole Sache, weil man durch die Anpassung direkt sehen kann, welches Hdcp man auf der jeweiligen Runde gespielt hat.
Bespiel:
Nehmen wir an ich habe bei uns von Gelb (CR 74,0 / Slope 134) eine 90 gespielt. Jetzt wird das Brutto Hdcp mit folgender Formel berechnet:
(Score - CR Wert) x 113 : Slope = Brutto Hdcp
Konkret bedeutet das (90-74,0) x 113 : 134 = 13,5
Mein erspieltes Hdcp für diese Runde ist also 13,5
Die 113 ist übrigens der Wert für einen durchschnittlich schweren Platz.
Wenn ich das für alle 20 Scores gemacht habe, nehme ich die 10 Besten Hdcp Ergebnisse und addiere sie. Jetzt die Summe durch 10 teilen und mit 0,96 multiplizieren.
TaDaa - Mein USGA Handicap beträgt 7.4, dass ist 0,9 schlechter als bei uns.
Wer sich die Rechnung per Hand ersparen will geht am besten auf diese Seite
Handicap Calculator
Ihr braucht mindestens 5 Zählspielergebnisse mit den dazugehörigen CR-Werten und den Slope des gespielten Platzes.
Die Zahlen in die Tabelle eingeben (den CR-Wert mit einem Punkt eingeben. Also nicht 74,0 sondern 74.0) und dann auf "compute Handicap Index" drücken. Schon habt ihr euer amerikanisches Handicap.
Schreibt doch mal was bei euch rauskommt. Welche Methode die bessere ist, können wir auch gerne diskutieren.
Um eine Grafik wie oben zu bekommen, muss man natürlich immer die aktuellen letzten 20 Ergebnisse nehmen und neu berechnen.
LG
Andreas
"Wenn Du denkst es ist schwierig neue Leute kennenzulernen, versuch mal den falschen Golfball aufzuheben."
RE: Welches Handicap hätte ich in der USA?
in Clubgeplauder 14.09.2012 10:00von ThomasSchn • | 11 Beiträge
RE: Welches Handicap hätte ich in der USA?
in Clubgeplauder 30.09.2012 17:51von Hibbi • | 89 Beiträge
Ein wirklich sehr interessanter Beitrag. Ich war selber mal 2 Jahre in einem USA-Firmengolfclub (Heimatplatz Pebble Beach ) und habe meine hier gespielten Runden per Internet an die Amis gemeldet. Funktionierte perfekt. Das schöne war: 75 $ Mitgliedsbeitrag pro Jahr. Allerdings haben sich die deutschen Golfbeamten manchmal etwas angestellt, wenn ich mit der USA Golf Card bei ihnen spielen wollte. So sind sie, die Deutschen.
RE: Welches Handicap hätte ich in der USA?
in Clubgeplauder 21.09.2014 08:34von Paddy B • | 40 Beiträge
Meiner Meinung nach ist die deutsche Handicapberechnung völliger Quatsch. Man sollte sich dabei anschauen, wie die Mentalität der Golfer ist. Wir hier in Deutschland sehen das Handicap als Statusobjekt und dies spiegelt sich auch in dem System wieder.
Es ist auf einem mathematisch komplexen System aufgebaut, welches auf Millionen von Daten gebaut ist. Alleine so ein System zu erstellen, finde ich völlig überzogen. Wir sollten doch eigentlich nur Golf spielen und über die eigene Verbesserung freuen. Aber nein. Wir können uns ja erst freuen, wenn wir alle "gleich" sind und sehen dass ich mich mehr verbessert habe als andere. Den der Konkurrenzgedanke ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig.
Deswegen finde ich das amerikanische System besser. Wie Andreas sagte, ist das Handicap für einen selbst da. Wer schummeln möchte, soll einfach schummeln. Außerdem verbrennt man kein Geld in der jährlichen Verbesserung des Systems.
Liebe Grüße
Paddy
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