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Festmahl für Kinder oder Enkelkinder

in Clubgeplauder 15.04.2019 12:51
von poller | 41 Beiträge

Solltet Ihr einmal in die Verlegenheit kommen die Hochzeit für ein Kind oder Enkel ausrichten zu müssen und es würde Euch partout nichts für ein angemessenes Hochzeitsmahl einfallen, hier ein Vorschlag von mir, dessen Ausführung nachhaltige Erinnerungen bei allen Teilnehmern auslösen würde. Versetzt Euch in die Lage Ihr wäret Herzog Alfonso d'Este von Ferrara oder dessen Gemahlin, und Ihr würdet Euren Sohn Ercole 1529 mit der Tochter des französichen Königs Ludwig XII. verheiraten, so gäbe es in unserem Golfrestaurant folgendes Festmahl für die 104 Gäste, bei denen auch Frauen am 30 Meter langen Tisch mit drei übereinander liegenden Tischdecken sitzen und diskutieren durften, damals noch keine Selbstverständlichkeit.:
Die Tischdekoration bestand aus Zucker geformter Statuen griechischer Götter. Pagen tischten als Vorspeise 104 Pastetchen, gefüllt mit Kapern, Trüffeln und Rosinenpüree auf. Dazu gebeizte und teilweise vergoldete Meerbrassen, gesalzene Rinderzungen bestreut mit Zucker und Zimt, diverse Salate sowie 104 Sahneküchlein.
Zu den Klängen von Cembalo und Chören kamen als erster Gang (primi piatti) von einer Credenza, einem mobilen Beistelltisch, 25 Platten mit ausgebeintem Kapaun, 25 süße Torten mit Fischmilzen, 125 Stücke Aal in Marzipan, der zu Renaissancezeiten als König der Fische galt und hier in geflochtenen Reusen im supfigen Po-Delta gezogen wurde.
Marzipan (marcis pane, Brot des Markus) war eine venezianische Erfindung. Als zweiter Gang (secondi piatti) kamen gebratene Steinhühner, Hummerschwänze, süßer Pudding und Weißwürste auf den Tisch.
Als dritter Gang (terza piatti) gab es schließlich Kaninchen, Tauben, Rebhühner, gebratene Grundelfische, besteut mit süßen Bonbons, dann mit Gewürznelken gespickter Fisch am Spieß und Kastanientörtchen.
Zum krönenden Abschluss folgten schließlich gefüllte Zicklein und Steinbutte mit dreierlei Soßen in den Farben des Hauses Este sowie Marzipantorten mit Rosenwasser nach türkischer Art.
Umgerechnet auf die 104 Gäste kam jede einzelne Person am Tisch auf 18 Portionen von elf verschiedenen Fischen, auf drei große Vögel und fünf kleine, auf diverse Würste, Schinken, Pasteten, Torten und Gebäck. War der Tisch voller Unrat, wurde einfach die oberste Tischdecke abgezogen und es wurde vom schweren, dunkelroten Malvasier-Wein nachgeschenkt. Und wer das Völlegefühl nicht mehr aushielt, ließ sich eine Pfauenfeder reichen, mit der man den Brechreiz herbeikitzelte, um dann genüsslich weiter zu speisen.
Ercole d'Este und später Catarina de' Medici, die 1533 in Marseille den künftigen König von Frankreich, Heinrich II. heiratete und dadurch 1547 Königin von Frankreich wurde, sollen die Küche ihrer Heimat nach Frankreich gebracht haben, woraus das entstand was wir heute die "Französische Küche" nennen. Die wiederum vom verstorbenen Paul Bocuse und vielen anderen mit der "Nouvelle Cuisine" erheblich verfeinert wurde.
Sollten Eure Kinder oder Enkel sich eine(n) "Royal" an Land ziehen, so wäre das eben geschilderte Mahl das Mindeste, was Ihr ihnen bieten müsstet. Viel Vergnügen bei der Vorbereitung wünscht Euch Poller

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