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Golf und 500 Jahre Martin Luther

in Clubgeplauder 16.10.2017 20:36
von poller | 41 Beiträge

Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an das Portal der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt (Tesa gab es ja noch nicht). Bei genauer Durchsicht aller Thesen fällt einem auf, dass sich fast alle um den päpstlichen Ablasshandel drehen. Zur Ausstellung der Luther so verhassten Ablassbriefe waren nur der Papst, die Kardinäle und Bischöfe sowie die Legaten befugt. Sieht man sich die 95 Thesen genauer an, wundert man sich, dass Luther nicht auch schon gegen das Golfspiel wettert. Die 95. und letzte These lautet: "und dass die lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu beruhigen". Gut - man könnte interpretieren, dass Luther hier auch schon die Tricksereien beim Handicap gemeint haben könnte. Mit einem Freund eine wohlwollende EDS-Karte laufen und die Scorekarte schönen, vielleicht sogar gegen Zahlung einer "Ablassgebühr"?
Aber im Luther-Jahr ist es für uns reformierte Golfer vielmehr an der Zeit, den Reformator einmal von seiner deftigen Seite zu zeigen. Ihm war ein herzhafter Furz in keiner Weise peinlich. Für ihn war es ein probates Mittel, um den Teufel zu vertreiben: "Ich jage ihn oft mit einem Furz hinweg" behauptete er. Selbst Erasmus von Rotterdam gab zur gleichen Zeit in seinem Benimmbuch die Empfehlung, die Pobacken zusammen zu kneifen "um die Gase in seinem Unterleib zu halten". Sollte das Malheur dennoch passieren, empfahl er "einen Furz verdeckt man hinter einem Huster". Die Sitten und Benimmregeln haben sich in diesen 500 Jahren zum Glück etwas geändert. Der französiche Sonnenkönig Ludwig XIV. fand zum Beispiel nichts dabei, seinen Stuhlgang während offizieller Audienzen zu erledigen. Für die Höflinge war es eine besondere Ehre ihm dabei zusehen zu dürfen. Auch "Grapschen" empörte im Mittelalter niemanden (FDP-Brüderle ist einfach zu spät auf die Welt gekommen). Wenn eine Frau einem Mann gefiel, zeigte er seine Zuneigung, indem er ihr an die Brüste fasste. Stellt Euch das mal heute in unserem Club vor, vielleicht vom Präsidenten und der Ladies-Captain..
Die Gastroenterologen behaupten, das im Durchschnitt bei uns acht- bis zehnmal pro Tag die Winde aus dem Darm entweichen. Duft, Druck und Lautstärke sollen dabei von der Art und Zusammensetzung der Speisen, von der individuellen Bewegung, von Stress und vielen anderen Faktoren abhängen. Ein Teil des Luft-Gas-Gemisches sucht sich auch durch Rülpser einen anderen Weg nach draußen. Schon unser guter Martin Luther fragte nach einem üppigen Mahl: "Warum rülpset und furzet Ihr nicht? Oder hat es Euch nicht geschmecket?" (ich will hier nicht die unsittliche Fortsetzung der chinesischen Version dieser Aussage hinzu fügen). Also die Sache mit der Flatulenz hat ganz natürliche Ursachen und kann selbst während einer vierstündigen Golfrunde nicht in jedem Fall unterdrückt werden. Trotzdem sollte man den Versuch machen Diskretion zu wahren. Wenn man sich aber vor Augen (vor die Nase) führt, dass dieses Gasgemisch Methan, Kohlenstoffdioxyd, Schwefelwasserstoff und andere Gär- und Faulgase enthält, kommt man schon ins Grübeln und könnte vermuten, dass der Klimawandel bei demnächst global acht Milliarden Menschenr zu einem Großteil selbst verursacht sein könnte. Überlegt doch mal: 8 Milliarden Menschen (davon ein Großteil bekennende Knoblauchliebhaber) mal 10 Furze am Tag sind 80 Milliaren Leib- oder Blähwinde täglich (wie diese im lutherischen Altdeutsch genannt wurden). Da machen sich die eine Milliarde Rinder weltweit geradezu bescheiden aus, könnte man meinen. Abe rRinder rülpsen und furzen ebenfalls (in Bayern auch "Schoaß", in Österreich "Schaas" genannt), sogar ungenierter als wir Golfer, und das alle 40 Sekunden im Durchschnitt. Dabei sollen so ca. 300 bis 500 Liter Methangas pro Tag und Vieh zusammen kommen. Addiert man uns zu den neben den Bahnen 2 und 12 grasenden Rindern dazu, kommt ganz schön was für den Klimawandel zusammen. Wie sagte doch schon treffend der führende Wissenschaftler vom Institut für Flatologie (die Lehre von den Darmwinden) an der Universität Edinburgh, der Leitende Flatologe Prof. Dr. Dr. h. c. Godehard Donnerhall, so treffend: "Kinder sind wie Furze. Die Eigenen stören kaum, aber die von den anderen sind unerträglich". Man muss so ein Malheur auch nicht zu tragisch nehmen wie Oberstleutnant von Leibnitz (nicht der Erfinder der Kekse). Dem passierte auf dem Offiziersball im Kasino das Unglück, dass ihm, exakt in dem Moment als er vor Kaiser Wilhelm eine stramme Haltung einnahm, ein lauter Flatus entwich. Mit hochrotem Kopf stürzte von Leibnitz aus dem Saal und erschoss sich draußen vor der Tür. Nach dem Knall schüttelte Majestät nur den Kopf und bemerkte lakonisch: "Det zweete Mal war ja noch lauter".
Wer von Euch mehr über dieses Tabu-Thema erfahren möchte, dem empfehle ich das amüsante Buch "Darm mit Charme" von Giulia Enders als Vorweihnachtslektüre. Aber bitte vor dem Besuch im Buchladen keine Brötchen mit Mett und Zwiebeln oder Knoblauch essen. Es wünscht weiterhin gute Verrichtung
Poller

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