#1

Schon wieder nicht auf dem Grün!

in Gewusst wie, Technik und Taktik 15.04.2019 00:03
von Andreas K | 206 Beiträge

Längenkontrolle

Moin, moin, höchste Zeit mal wieder über Golf zu reden.

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mich ärgert es sehr, wenn ich für einen guten Schlag bestraft werde.
Gerade hatte ich noch gedacht alles richtig gemacht zu haben und jetzt liegt der Ball im Bunker, Wald, oder sogar im Wasser. Schlechte Schläge macht man immer mal wieder aber die guten Schläge sollen auch mit dem Ball im Fairway oder auf dem Grün belohnt werden.

Ein Rezept, damit ich mich nicht so oft ärgern muss habe ich aber schon. Hier sind die drei Zutaten:


Erstens, richtig ausrichten. (Reden wir ein andermal drüber.)
Zweitens, die Länge des benötigten Schlags richtig einschätzen.
Drittens, den Schläger wählen, mit dem wir diese Länge durchschnittlich schlagen.


Zu Zweitens:
“So weit wie möglich“, ist nur selten die richtige Antwort. Vor den Bunker, über das Wasser, bis zur Fahne, oft kommt es darauf an, eine möglichst exakte Länge zu schlagen oder eine Mindest- bzw. Maximaldistanz.
Mittlerweile haben wohl alle von uns eine Hilfe, um Entfernungen zu messen. Ob Uhr, APP, Laser oder das gute alte Birdiebook, egal wie, ihr müsste wissen wie weit es bis zum Punkt ist, zu dem ihr spielen wollt.

Dann müsst ihr die Länge für Wind, Temperatur und Luftdruck anpassen.
Luftdruck vergesst mal gleich wieder. Obwohl bei Hochdruck die Bälle tatsächlich kürzer fliegen, ist es wohl übertrieben, das zu berücksichtigen.
Temperatur sollte man aber meiner Meinung nach, einbeziehen. Ich rechne minus 1 Meter für jedes Grad unter 15° Celsius und plus 1 Meter für je zwei Grad über 15°. Also, mein Ball fliegt bei 5° Außentemperatur 10 Meter kürzer, bei 25° 5 Meter länger.
Bei mir kommt das hin. Macht euch selbst eine Regel und probiert aus, was für euch funktioniert.

Größter Einfluss ist der Wind. Hier kann man einfach nur schätzen. Wichtig, Gegenwind macht sich immer mehr bemerkbar als Rückenwind und Seitenwind macht den Schlag immer kürzer als kein Wind. Ein bisschen Gras in die Luft werfen hilft sehr, um Richtung und Stärke zu beurteilen. Schaut auch auf Windräder, Fahnen, Wellen im Wasser und Baumwipfel. Besonders bei Waldplätzen hilft es auch oft, vorher im Wetterbericht die generelle Windrichtung zu lesen und zu berücksichtigen, wenn nichts anderes da ist. Verschätzen kann man sich natürlich immer aber um so sorgfältiger ihr vorgeht, um so größer ist die Chance, dass ihr richtig liegt.

Zu guter Letzt müsst ihr noch berücksichtigen wie weit der Ball noch ausrollt. Da kommt es natürlich auf Eintreffwinkel, Geschwindigkeit, Spin und Bodenbeschaffenheit an. Ich habe da keine Formeln, nur Erfahrungswerte. Die müsste ihr euch selbst erarbeiten

So, ein Beispiel von heute:
Bahn 4, 104 Meter bis zur Fahne. 5° Temperatur, also plus 10 Meter, mäßiger Wind von hinten rechts, also minus 3 Meter. Der Ball wird max. 2 Meter ausrollen. Spielt sich damit insgesamt wie 109 Meter. 111 Meter ist die Länge für mein Pitching Wedge. Resultat, genau auf Fahnenhöhe gespielt, leider 10 Meter links. 😉


Zu Drittens:
Das Ganze setzt voraus, dass man seine “normalen“ Schlaglängen kennt. Ich meine übrigens Carry-Längen. Wie weit ein Ball ausrollt, muss man zwar auf dem Platz berücksichtigen aber für die grundsätzliche Kalkulation kann man die Gesamtlänge nur schlecht verwenden.

Meine Erfahrung ist, Spieler wissen meistens nicht wie weit sie schlagen! Da haben sie ihr 6er Eisen einmal auf 160 Meter gebracht und schon nehmen sie dies als Maßstab und Durchschnittslänge.


Wie ermittelt man nun seine Längen?
Am besten geht das mit einem TRACK MAN, Flight Scope oder ähnlichen Radargerät. Ein normaler Tag mit wenig Wind oder Indoor in einem Simulator. Am besten, man nimmt seine eigenen Bälle. Man braucht schon gute Rangebälle, um nicht dramatisch an Länge zu verlieren. Unsere Rangebälle schlage ich im Schnitt 10% kürzer.

Man kann sich natürlich auch Notizen auf der Runde machen. Dann bekommt man auch recht zügig Daten, aus denen man Durchschnittslängen ermitteln kann.
Nehmt fünf Schläge, die ihr mit dem gleichen Schläger ordentlich getroffen habt und ermittelt damit die Durchschnittslänge.

Ihr könnt natürlich auch das Pferd von hinten aufzäumen. Schätzt einfach eure Daten! Dann ab auf den Platz und ausprobieren. Liegt ihr immer kürzer oder länger als die Schätzung korrigiert ihr einfach die Werte.

Egal wie, wenn ihr bessere Scores haben wollt, dann beginnt zu rechnen und ermittelt eure Schlaglängen.

Macht euch eine Tabelle und nehmt sie mit. So sieht meine aus:





Übrigens, plus/minus fünf Meter mit den Eisen und zehn Meter mit Hybrid und Hölzern ist für mich normale Streuung.
Berücksichtige ich nur, wenn es eine Mindest- oder Maximaldistanz gibt. Zum Beispiel, bei Schlägen möglichst dicht vor einen Graben oder über einen Teich.
Liege ich zwischen zwei Schlägern, beurteile ich was besser ist, lang oder kurz. Danach wähle ich meine Schläger entsprechend. Ist es egal, ob kürzer oder länger, nehme ich den längeren Schlag.



Viel Spaß euch allen in der neuen Golfsaison. Wir sehen uns auf dem Platz.
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"Wenn Du denkst es ist schwierig neue Leute kennenzulernen, versuch mal den falschen Golfball aufzuheben."
zuletzt bearbeitet 15.04.2019 00:08 | nach oben springen

#2

RE: Schon wieder nicht auf dem Grün!

in Gewusst wie, Technik und Taktik 18.04.2019 02:19
von Janek Abels | 37 Beiträge

Hallo Andreas, klasse Beitrag!

Das klingt nach vielen Gedanken, die man sich als Golfer während der Schlagplanung machen kann und sollte.

Ich hatte das Glück, dass Du Dir für das Mannschaftstraining die Mühe gemacht hast, Deine Gedanken zu dem Thema in Trainingsaufgaben auf dem Platz umzuwandeln. Das Ergebnis war eine sehr abwechslungsreiche, aber auch lehrreiche Trainingsrunde.

Um aber auf Deinen Beitrag zurückzukommen:
Wie Du weißt, nutze ich für die Analyse meines Golfspiels die App „bebrassie“, in der ich möglichst jede meiner (Turnier-)Runden detailliert Einträge, um mir dann eine ausführliche Analyse meines Golfspiels ausspucken zu lassen. Dabei wird jeder einzelne Schlag mit der entsprechenden Länge und dem verwendeten Schläger registriert - wie vorteilhaft. Also habe ich mir mal diese Statistiken genauer angeschaut.
(Hinweis vorweg: Ein systematischer Fehler dieser Methode - Es werden Gesamtschlaglängen statt Carrylängen angegeben.)

Die Statistik, die ich erhalte, siehst Du im Bild. Ich habe die Auswahl der Schläge dabei auf meine erfassten Turnierrunden aus dem letzten Jahr begrenzt. Somit bleiben Privat- und Trainingsrunden unberücksichtigt, da ich in diesen häufig Schläge ausprobiere, die in einer aussagekräftigen Statistik fehl am Platz wären.

Zu meiner Analyse:
Ich betrachte den Median-Wert, das der Durchschnitt (arithmetisches Mittel) von Ausreißern nach oben wie unten sehr stark beeinflusst werden kann. Median heißt also, dass die Hälfte meiner Schläge kurzer war und die andere Hälfte länger.

Blauer Kreis:
Ich schlage mein Eisen 7 im Mittel nur 2 Meter weiter als mein Eisen 8. Entweder ich habe mit dem Eisen 7 immer Gegenwind oder ich treffe aufgrund des 1/4“ längeren Schafts den Ball nicht mehr so sauber?!

Grüner Kreis:
Meine Eisen 6 und 5 schlage ich exakt gleich weit. Na super - dann kann ich auch einer der beiden im Schrank lassen. Oder sollte ich generell mal meine Schlägerlofts überprüfen lassen?

Roter Kreis:
Es klafft eine ganz schön große Lücke zwischen meinem längsten Eisen (4er) und meinem 3er Hybrid. Was also tun, wenn die Fahne auf der nächsten Runde 188 Meter entfernt ist? Klar, Eisen 5 zuhause lassen und ein 4er Hybrid kaufen...

Was mir diese Analyse nun gebracht hat:
Wow! Ich habe schon mal im Turnier einen 300-Meter-Drive gespielt (Danke noch mal an das trockene Wetter im letzten Sommer). Die Einsicht, dass ich meine Gesamtschlaglängen für meine Carrylängen geschätzt hätte. Verunsicherung, wieviele Eisen ich nun noch benötige.

Was ich nun tun werde:
Im nächsten Training bei Joerg den Flightscope daneben stellen und für diverse Schläger meine Carrylängen bestimmen. In der Hoffnung, dass die letzte Schwungveränderung ein paar Meter mehr bringt.

Angefügte Bilder:
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#3

RE: Schon wieder nicht auf dem Grün!

in Gewusst wie, Technik und Taktik 29.04.2019 14:13
von Andreas K | 206 Beiträge

Hallo Janek,

ein schöner Beitrag.

Ich denke ein getrimmter Mittelwert wäre die bessere Lösung, um tatsächliche Weiten zu ermitteln. Damit lässt man eine gewisse Prozentzahl an den Rändern der Zahlenreihe weg und ermittelt dann den Durchschnitt.

Als ein viel größeres Problem, empfinde ich aber die Tatsache, dass bei uns immer soviel Wind ist. Das verfälscht doch viele Werte. Nimmt man nur Schläge auf dem Platz, kommt noch die Balllage dazu.

Ein Vergleich zu Trackman Werten wäre jetzt echt interessant. Würde auch etwas über die Qualität der Bebrassiewertung aussagen.

Ich glaube, wenn man in deiner Klasse spielt, ist Bebrassie eher dafür gut, deine Tendenzen und die Güte der verschiedenen Spielabschnitte (Drive, Approach, Bunker, Putten, usw.) zu beurteilen.

Wie du ein 6er Eisen 222 Meter schlagen kannst, ist mir aber ein komplettes Rätsel.


"Wenn Du denkst es ist schwierig neue Leute kennenzulernen, versuch mal den falschen Golfball aufzuheben."
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